Flamarium Saalkreis GmbH & Co. KG
Aktuelle Entwicklungen und
Bedürfnisse aufnehmen –
Traditionen beibehalten

Die hallesche Feuerbestattung

In den Krisenzeiten der Weimarer Republik war die Bestattung immer mehr zu einem belastenden Kostenfaktor geworden. Die Mitgliedschaft in einem Feuerbestattungsverein sicherte die Bestattung ab. Die Leistungen der Mitglieder deckten die Kosten für Sarg, Sterbehemd, Überführungen, die Feier in der Kapelle und Blumenschmuck, die Grabstelle und die Urne ab. In gemeinschaftlicher Arbeit wurde so ermöglicht, dass jedes Mitglied würdevoll bestattet wurde.

In Halle engagierten sich neben Tepelmann noch weitere Stadträte im Feuerbestattungsverein, die die Entwicklung der gesetzlichen Regelung der Feuerbestattung beschleunigen konnten.

Auch Oberbürgermeister Richard Rive, der Mitglied des preußischen Herrenhauses war, setzte sich für die Verabschiedung des Gesetzes ein, so dass dieses 1911 für Preußen in Kraft trat. Der Bau des Krematoriums konnte beginnen und wurde 1915 abgeschlossen. Ab diesem Jahr konnten sowohl die Einäscherungsanlage als auch der Gertraudenfriedhof allumfassend genutzt werden.

Das hallesche  Krematorium wurde von Wilhelm Jost entworfen und geplant. Der Stadtbaurat prägte das Bild Halles unter anderem auch durch den Bau des Wittekindbades, des Sparkassenbaus in der Rathausstraße und des Stadtbades. Wie diese Gebäude besticht auch der Krematoriumsbau mit reichen Details und monumentalem Eindruck. Die Anlage auf dem Gertraudenfriedhof ist geprägt von neoklassizistischen und romanischen Elementen. Eine kleine schlichte und eine große imposante Trauerfeierhalle stehen den Angehörigen bis heute für Erd- oder Feuerbestattungen zur Verfügung.

Betritt man den Friedhof durch den Eingang Dessauer Straße und folgt dem Weg nach links erhebt sich hinter dem großen Wasserbassin das beeindruckende Gebäude des Krematoriums. Die Anlage mit den zwei symbolträchtigen freistehenden Säulen besticht durch seine perfekte Symmetrie. Die klaren Linien werden durch die Spiegelung im Wasser und die hinführenden Platanen am Wegrand noch verstärkt. Das Zentrum des Komplexes bildet die Kapelle, die man über die beiden Freitreppen, die zum Vorplatz hinauf führen, erreichen kann. Der Vorplatz wird von drei Seiten umrahmt von den Querbauten und zwei Säulengängen, die an einen Kreuzgang erinnern. Neben den Feierhallen befinden sich darin Verwaltungs- und Wirtschaftsräume. Die technischen Anlagen zur Einäscherung befinden sich unter dem sogenannten Leichenzellentrakt. Über Versenkungsanlagen können Särge in die Feierhallen befördert und zur Einäscherung zurückgeführt werden.

Im Inneren des Gebäudes setzt sich die monumentale Kraft besonders in der großen Feierhalle fort. Unerwartet eröffnet sich eine riesige Kuppel über dem runden Raum, der durch Rundbögen und große Nischen gesäumt ist. Während die kleine Feierhalle eher neutral und schlicht gehalten ist, finden sich in der blauen Halle Symbolwelten wieder, die man sonst aus Kirchen oder Gebäuden der römischen Antike kennt.

Das Innere der Feierhalle und die beeindruckende Kuppel wurden von Karl Völkers gestaltet, der als herausragendes Mitglied der Hallischen Künstlergruppe auch außerhalb der Stadt Halle von sich reden machte. Die durch Bibelzitate unterstützten Fresken unter dem Dach der Feierhalle stellen einen Kranz aus 16 Engeln dar, der sich auf das Zentrum zubewegt. Am Nabel der Wölbung findet sich eine Prometheus-Figur aus deren Hand leuchtende Funken schlagen.

Die Toten scheinen von diesem Feuer angezogen zu werden, ein Heilsversprechen vermutend werden sie zum Feuer gesogen. Diese Bilder entsprechen den Gedanken der Feuerbestattungsbewegung, die an die reinigende Kraft des Feuers glaubte. Im Zuge der Generalinstandsetzung der Feierhalle in den Jahren 1977 und 1978 wurden die Figuren restauriert bzw. übermalt, so dass sich ihr ursprünglicher Ausdruck veränderte. Gleichzeitig wurde jedoch ein riesiger Kronleuchter mit 64 Leuchten installiert, der die Engel über- bzw. ausblendete. Dies schien eher in die sozialistische Programmatik zu passen, als eine christliche angehauchte Symbolwelt.

Der Kronleuchter wurde nach der Wende wieder entfernt, um das Werk Völkers zur Geltung zu bringen. Die Feierhalle wird auch heute  noch für öffentliche Veranstaltungen im Sinne der Bestattungskultur und Trauerfeiern genutzt. Erst im Jahr 2013 fand zum Beispiel ein großer Abschied mit mehr als 300 Gästen zu Ehren des berühmten Malers Willi Sitte statt. Jedes Jahr wird in verschiedenen Veranstaltungen z.B. am Volkstrauer- oder auch am Totensonntag der Verstorbenen gedacht.

In der Geschichte der halleschen Feuerbestattung gab es immer wieder einen Wechsel der Betreiber, der meist in Zusammenhang mit den politischen Gesellschaftsverhältnissen stand. Zu Beginn war der Betrieb des Krematoriums durch den 1920 gegründeten Volks-Feuerbestattungsverein geregelt. Dieser übernahm ab 1925 die hallesche Bestattungsfürsorge mit eigenem Fuhrunternehmen und Sargbetrieb.

Der Verein wurde 1934 von den Nationalsozialisten aufgelöst und rechtswidrig enteignet. Wie alle regionalen Feuerbestattungsvereine wurde er im Großdeutschen Verband integriert, der damit die einzige Feuerbestattungsorganisation in Deutschland war. Mit der Verabschiedung des ersten Feuerbestattungsgesetzes wurden die Richtlinien der Feuerbestattung  vereinheitlicht. Die in den Bundesländern geregelten Eckpunkte zur Feuerbestattung beziehen sich in Teilen noch heute auf dieses Gesetz von 1934.

Der Betrieb der Einäscherungsanlage auf dem Gertraudenfriedhof ging an die Kommunen über. Bis zur deutschen Wende war sie für die Feuerbestattung in Halle (Saale) zuständig, bevor 1990 der Gemeinnützige Feuerbestattungsverein Halle e.V. diese hoheitliche Aufgabe übernahm. Als neuer Pächter des Krematoriums erneuerte der Verein 1991 bis 1993 die Einäscherungsanlage und übernahm den Betrieb. In der Tradition des Volks- Feuerbestattungsvereines wurden auch bestattungskulturelle Belange Teil der Arbeit, so dass der Verein maßgeblich zum Erhalt der Gebäude und Brunnen auf dem Gertraudenfriedhof beitragen konnte.

2010 wurde der Einäscherungsbetrieb auf dem Gertraudenfriedhof von der Flamarium Saalkreis GmbH & Co.KG übernommen. Während der Gemeinnützige Feuerbestattungsverein Halle e.V. weiterhin für den Betrieb Feierhallen verantwortlich ist, informiert der 1998 als Feuerbestattungsförderverein gegründete heutige Mitteldeutsche Feuerbestattungsverein e.V. die Bürger und Bürgerinnen zu allen Bestattungsfragen und garantiert seinen Mitgliedern eine kostenfreie Einäscherung in einem der Häuser des Flamarium.

Die Feuerbestattung auf dem Gertraudenfriedhof wird in hochmodernen Etagenöfen vollzogen. Unter strengen Emissionsauflagen arbeitet das Flamarium heute sowohl im Sinne der Umwelt als auch im Sinne der Bestattungskultur. Im Krematorium auf dem Gertraudenfriedhof und auch im Flamarium im Kabelsketal wird das Prinzip der ganzheitlichen Feuerbestattung gelebt. Der Abschied, die Einäscherung und auch die Beisetzung eines verstorbenen Menschen sind an einem Ort möglich. Angehörige können selbst bei der Einäscherung dabei und so bis zum Ende ein Begleiter sein. Die Häuser der Flamarium Saalkreis GmbH & Co.KG können auf Anfrage jederzeit besichtigt werden.

Autor: Michael Kriebel, Vorstand des Gemeinnützigen Feuerbestattungsverein Halle e.V., Geschäftsführer Flamarium Saalkreis GmbH & Co.KG

Dieser Beitrag erschien 2014 im Buch Natur und Kunst - Architektur und Landschaft: 100 Jahre Gertraudenfriedhof in Halle (Saale)


zurück zur Historie

Deutscher Nachhaltigkeitskodex

Flamarium Saalkreis
GmbH & Co. KG

Am Flamarium 1
06184 Kabelsketal OT Osmünde
Tel 034605 - 45 39 - 0

Gemeinnütziger
Feuerbestattungsverein Halle e.V.

Landrain 25
06118 Halle (Saale)
Tel 0345 - 520 82 - 0
Fax 0345 - 520 82 - 20

Besuchen Sie uns auf Facebook Besuchen Sie uns auf Facebook Besuchen Sie uns auf Facebook